Informationen zu Ess-Störungen

Muskelsucht

Biggerexie, auch Muskeldysmorphie, Muskelsucht, Adoniskomplex…

…bezeichnen das zwanghafte und extreme Verlangen danach, den Körper muskulös und athletisch zu formen. Während von anderen spezifischen Ess- Störungen vorwiegend Mädchen und Frauen betroffen sind, ist die Biggerexie eine eher „männliche Ess- Störung“: Betroffene empfinden ihren Körper als zu wenig muskulös und versuchen, ihren Körper durch exzessiven Sport sowie die Einnahme von Nahrungsergänzungs- und Muskelaufbaupräparaten in Richtung Idealbild zu gestalten. Zusätzlich halten sie oft fett- sowie kohlehydratarme, aber proteinreiche Diäten ein.

Das Verhalten beginnt i.d.R. zwischen dem 17. und den 24. Lebensjahr. Ähnlich wie bei der Anorexie zeigt sich eine Körperschema- Störung: trotz der sich aufbauenden Muskeln und des durchtrainierten Körpers empfinden sich betroffene Jungen und Männer als zu schmächtig und als zu wenig athletisch. Im Unterschied zu Bodybuildern stellen sie ihren Körper nicht aus - Menschen mit Biggerexie vermeiden Situationen, in denen der Körper Blicken von anderen preisgegeben ist.

Im Vordergrund steht das ideale Verhältnis von Fettgewebe und Muskelmasse. Diesem Ideal ordnen die Betroffenen ihren gesamten Alltag unter. Zwanghaft den Trainings- und Ernährungsplan einzuhalten wird wichtiger, als alles andere. Soziale Kontakte werden oft bis zur sozialen Isolation eingeschränkt, alle Gedanken kreisen um den eigenen Körper. Der Verzicht auf viele Lebensmittel verursacht Heißhunger, der wiederum zu Ess- Anfällen führt. Scham und Schuldgefühle darüber lassen die betroffenen Menschen noch mehr Sport treiben und noch strengere Diäten einhalten. Die Ursachen hinter einer Muskelsucht sind komplex: Einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran hat ein geringes Selbstwertgefühl; weitere Auslöser können innerfamiliäre Konflikte, Trennungserfahrungen oder kritische Bemerkungen und negative Bewertungen des Körpers durch andere. Auch das durch die Medien vermittelte Schönheitsideal von Männlichkeit kann sich auswirken – in den vergangenen Jahrzehnten sind die klassischen Identifikationsfiguren für Jungen zusehends muskulöser gestaltet worden. (siehe auch Männer und Essstörungen)Eine Besonderheit bei Ess-Störungen von Jungen und Männern ist, dass häufig Symptome aus verschiedenen Krankheitsbildern gemischt auftreten. So können Anzeichen einer Orthorexie, Anorexie, Bulimie und Biggerexie gemeinsam oder abwechselnd auftreten. Die gedankliche Einengung auf verschiedene Bereiche – Körper, Muskeln, spezielle Ernährung, starke Gewichtsabnahme in kurzer Zeit, die Einnahme verschiedener Präparate sowie ein geringer Selbstwert und sozialer Rückzug sind jedoch stets Anzeichen dafür, dass Betroffene oder Angehörige Hilfe und Unterstützung in Anspruch nehmen können, auch wenn das Verhalten nicht klar einer definierten Ess-Störung zugeordnet werden kann.

Informationen über leistungssteigernde, muskelaufbauende sowie Nahrungsergänzungspräparate (die oft nichtdeklarierte Prohormone und Anabolika enthalten) finden Sie hier: http://www.jugendschutz-niedersachsen.de/wordpress/wp-content/uploads/2010/10/Hofmann-Muskelsucht-Hungerwahn-13-10-11.pdf

BEL Beratungszentrum Ess-Störungen Leipzig | Antonienstr. 15 · D-04229 Leipzig | Fon: 0341 / 256 990 77 | Fax: 0341 / 256 990 78 | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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